Isilên's Zimmer

Ich blickte dem Engel hinterher. Was meinte er mit der Besonderen Wirkung? Ich war schon Mal gespannt.. Und grinste. Nein, natürlich wusste ich nichts von der menschlichen Religion.. dem sogenannten Christentum, aber dennoch interessiert mich diese heiligen Gebäude. Die Kirchen waren meist wunderschön und die Kathedrale von Quartos sah von aussen auch ganz toll aus...

tbc: Kathedrale vom St. Nikolaus

Das ist eine sehr gute Idee... Samiel trennte den Blick ungern von Isilên. Doch die Kirche vor Ort wollte er ohne hin kennen lernen; den letzten sonntäglichen Gottesdienst hatte er leider verpasst. Kennen sich Elfen überhaupt mit unserer Religion aus? ich meine, was weißt du vom christlichen Glauben? fragte Samiel unschuldig, wohlwissend, dass der Elf ihm hier niemals das Wasser reichen konnte. Du musst wissen, dass ich als Engel, auf Kirchen eine besondere Wirkung habe... und sie auch auf mich. Er zwinkerte dem Elf aus seinen blassblauen Augen zu, ohne etwas zu beabsichtigen. Ich denke, du gehts besser vor!

Tbc: St.Nikolaus-Kathedrale

Ich lächelte ihn an. Ich wusste zwar noch nicht ganz, wohin ich wollte, mir war aber schon spontan eine Idee gekommen. Hauptsache aus dem Zimmer hier heraus. Die Position, in der er sich befand, liess mich noch mehr erahnen, dass er in mich verliebt war. Ich drängte den Gedanken beiseite und genoss es, eine gewisse Macht über ihn zu haben. Da blitzten seine Augen wieder auf. Doch statt er mich dieses Mal kontrollieren vermochte, durchfuhr mich plötzlich das seltsame Bedürfnis, in eine Kirche zu gehen. Lass uns doch noch einmal beten, bevor der Unterricht beginnt, erklärte ich ruhig und war erstaunt, dass ich das soeben gesagt hatte. Ich kannte die menschliche Religion nicht wirklich und beten.. ich wusste nicht was in mich gefahren war. Nach aussen wie immer gefühlskalt, innen war ich jedoch mehr als verwirrt.

Wo... wohin m-möchtest du denn gehen? fragte Samiel unsicher. Ich... er beendete diesen Satz nicht laut. //Ich geh mit dir überall hin...// er sah den Elf wieder auf seine unterwürfige Art an, von unten herauf, mit gesenktem Kopf und gehobenen Augen, wie ein Betender zu einem Gott. Würde er jetzt noch auf den Knien liegen, hätte sich Isilên wie ein Gott fühlen können. Samiel blinzelte, wobei seine Augen golden aufblitzten, nur einen kurzen Moment, aber eigentlich genug, um Isilên vollkommen seinem Willen zu unterwerfen. Er bfahl aber nichts, sondern hoffte, dass Isilen dadurch beginnen würde, seine Verehrung zu erwidern.

Ich wollte ihn eigentlich nicht so derart erschrecken, aber nun passierte es eben. Tja, manchmal war ich halt etwas unsensibel. Ich lächelte wieder, als er mir abermals ein Kompliment verpasste. So langsam wurde ich aber das Gefühl nicht los, dass Samiel mich wirklich anhimmelte. Ich hoffte natürlich, dass er nur beeindruckt war.. Wollen wir noch woanders hingehen? Wir haben noch ein paar Minuten.., erklärte ich um die gebannte Stimmung, die in diesem Raum nun lag, zu verscheuchen. Seine Haltung weckte wieder meinen Beschützinstinkt und abermals musste ich ihn krampfhaft unterdrücken.

Der Ex-Engel sprang erschrocken auf, die Decke fiel zu Boden und er war hellwach. Tut ... mir Leid... stammelte er nervös, richtete seine Kleidung und schaute hochrot zu Boden. Als sich die Farbe seiner Haut normalisiert hatte, blickte er den Elf kurz an. Ich glaube, du riechst auch ziemlich gut... murmelte er dann schüchtern, wobei er dem Elf nicht in die Augen sah. Anschließend legte er wieder die Hände in den Schoß, in eben jener unterwürfig-heilig-kindlichen Haltung, für die er so bekannt war.

Eine Zeit lang beobachtete ich Samiel beim Entspannen und eine absolute Stille legte sich sanft über mein Zimmer. Auch ich schloss nach einiger Zeit meine Augen und liess seine, als auch meine Geschichte auf mich wirken. Meine grünbraunen Augen verschwanden unter meinen Lidern und ich selbst verschwand wieder unwillkürlich hinter meiner Fassade. Ich befand mich innerlich in Faen mîr, lief durch die Gassen, legte mich ins Gras, küsste meinen Liebsten... Dann wurde ich durch einen Gedanken jäh in die Realität zurückversetzt: Die Schule würde bald beginnen. Samiel? In zwanzig Minuten beginnt der Unterricht, ich weiss nicht, ob es so gut ist, jetzt noch zu schlafen, erklärte ich monoton. Da war sie wieder. Meine elende Gefühlskälte.

Stimmt, das denke ich auch oft... murmelte Samiel, vom Erzählen müde, und legte sich hin, nach wie vor halb in die Decke eingerollt, so dass nur eine Hälfte seines zierlichen Körpers zu sehen war. Er legte den Kopf auf Isilêns Kopfkissen, atmete den Geruch des Elfen ein und schloss die Augen. Er war so in Gedanken versunken, merkte nicht mal mehr wo er war, sonst würde er sich nicht so verhalten. Auch die Anwesenheit des Elfs war ihm entfallen. Er inhalierte den angenehmen Geruch und seufzte leise hörbar.

Gebannt verfolgte ich seine Geschichte und das Geschehen, so wie er es schilderte, konnte ich mir ziemlich genau vorstellen. Nur bei dem Teil, in welchem er zu der Leibgarde des Herrns gehörte, versagte meine Vorstellungskraft, da ich mir weder den Himmel, so wie er im menschlichen Glauben vorkam, als auch den Herrn vorstellen konnte. Ich fühlte mich plötzlich mit ihm verbunden - wir beiden hatten in dieser elenden Welt viel Leid erlebt. Dass er etwas ausgelassen hatte bemerkte ich, ganz wie er sich's erhoffte, nicht. Statt dessen erhielt er nun mein totales Vertrauen. Schrecklich..., kommentierte ich seine Geschichte knapp und Trauer lag in meiner Stimme. Ja, endlich war sie nicht nur monoton. Ich senkte den Blick und verarbeitete das eben Gehörte. 'Wie kann man den eigenen Kindern nur so viel Leid antun?', fragte ich mich. Ich würde meinen Kindern so etwas nie antun. Aber leider konnte ich keine haben, da mein Geliebter ganz offenkundig männlich war.

Darf ich deine Decke? Ich kann so nicht erzählen... fragte Samiel und kuschelte sich ein. //Will lieber den Elf kuscheln...// Ich war... geboren in der Wolfsschlucht. Meine Mutter war eine Soldatin, sie... hat mir schießen und singen beigebracht. Mein Vater war der Herr der Schlucht und hat mit seine dämonischen Kräften die Bauern der Umgebung unterdrückt und ausgebeutet. Meine Mutter und er.. haben sich nie geliebt. Sie war so besessen von der Unbesiegbarkeit, dass sie ihm, im Austausch für die Gabe, Kugeln und andere Gegenstände durch Gedankenkraft zu lenken, ihre Seele verkaufte. Darum hat mich mein Vater nie geliebt. Als meine Mutter eines Tages, ich weiß nicht wann, im Krieg von einem Vampir getötet wurde, Samiel schwieg ein paar Sekunden, wie bei einer Schweigeminute, wurde ich im Himmel aufgenommen, um meinen Platz in der Leibgarde des Herrn einzunehmen. Doch mein Vater suchte mich heim... er ertrug die Schmach nicht, dass sein eigener Abkomme, den er nur durch Betrug und Vergewaltgung gezeugt hatte, in den Himmel sollte, darum verführte er mich zur Trinkerei, und in dieser Nacht kostet eine Kugel und ein Schuss vierzig Leben. Der Herr verbannte mich aus seiner Garde und ich wurde in die brutale Obhut meines Vaters gegeben. Auch er starb durch die Hand eines dreckigen Nosferatu. Ich lebte noch alleine im Wald, bis eines Tages ein paar Mönche meine Existenz entdeckten und mich bis zu den Toren der Akademie hetzten. Er blickte zu Boden. //Hoffentlich merkt er nicht, dass ich einiges ausgelassen habe...//

Es tat gut, dies alles erzählt zu haben. Ich fühlte mich plötzlich befreit, meine Fassade schmolz dahin, mein Gesicht erhielt eine natürliche Röte und meine Lippen zierte ein ehrliches, freundliches Lächeln. Der Hass war verschwunden und auch die Trauer wurde angesichts meiner tiefen Hoffnung dem Erdboden gleichgemacht. Das Kompliment, welches mir der unschuldige Engel soeben gemacht hatte, verzückte mich noch mehr und mein Lächeln wurde breiter und verliehen meinen Lippen eine geschwungene Krümmung. Als er mir dann den Vorschlag machte, mir seine Geschichte zu erzählen, konnte ich nicht verneinen. Bitte, erzähl sie mir.., meinte ich freundlich. Endlich hatte meine Stimme Farbe und einen rhythmischen Ton, endlich war diese monotone, desinteressierte Art verschwunden. Und das machte mich Glücklich.

Samiel schaute den Elf aufmerksam an, folgte jeder Bewegung der Lipppen und versank vollkommen in der Stimme. Er vernahm anfangs ein leichtes Entzücken über seine Anwesenheit in der Stimme des Anderen, aber das verlor sich im Laufe des Monologes, bis die Stimme auf Hass umschlug -- Hass auf die grausame Welt, die sie beide gefangen hielt. Als der Elf endete, schaute Samiel ihn einen Moment an. Dann lehnte er sich zurück, den Rücken an die Wand, die Beine ausgestreckt. Er schloss die Augen und überlegte. Es gibt... zwei Dinge, die ich nun .... sagen könnte. Das erste wäre, dass du eine wunderschön Stimme hast, er schaute den Elf leicht verliebt an, das zweite wäre meine eigene Geschichte... er wurde rot, blickte auf die Decke und schwieg.

Ich war erstaunt, dass er seine Meinung noch Mal änderte. Aber ich war irgendwie auch froh darüber. Tatsächlich war ich sogar sehr entzückt von seiner Entscheidung hierzubleiben. Und ich hatte noch nie jemandem davon erzählt. Und so wie er jetzt da sass, erinnerte er mich an mich, als meine Eltern mir damals Geschichten erzählten. Mein Beschützerinstinkt war geweckt und ich tat das Möglichste ihn zu unterdrücken und Samiel nicht gleich in den Arm zu nehmen. Jedenfalls begann ich schliesslich zum ersten Mal seit dem Eintreffen in dieser grausamen Welt über mein Leid zu reden. Ich erzählte ihm mit ruhiger, monotoner Stimme, dass ich in Faen mîr gelebt hatte, eine Familie und einen Geliebten besessen hatte. Dass ich jeden Tag auf Jagd gegangen war und einst auf ein Sternentor getoffen war. Und dass ich vermaledeiter Vollidiot meine Neugier nicht unterdrücken konnte und ich durch das Tor geschritten war. Wie die Zeit in dieser Welt so schrecklich gewesen war, wie mich alle Menschen verabscheut hatten, wie ich verzweifelt nach einem Ausweg gesucht hatte, wie ich auf diese Akademie gestossen war, wie ich viele, qualvolle Jahre in dieser Welt verbracht hatte.. Bei letzterer Passage wurde meine Stimme von Wut getränkt, sie zitterte leicht. Und ich wie ich dieses Buch gefunden hatte und damit vielleicht einem Weg zurück näher gekommen war. Ich glaube, ich verlor während dieser Erzählung, die eine ganze Viertelstunde beanspruchte, sogar ein paar bittere Tränen. Ich hoffte tiefst und innerlich - da ich mich noch nie jemandem so derart geöffnet hatte, zumindest nicht in dieser Welt - dass er jetzt nicht verstört sein würde...

Ein wenig unsicher wandte sich Samiel um. W-würdest du das tun? mir erzählen... was einen Elf aufheitert... fragte Samiel unterdrückt neugierig. Er setzte sich schnell wieder aufs Bett und blickte seinen Gegenüber aufmerksam, wenn gleich nach wie vor von unten herauf, ins Gesicht. Auf den Elf musste er in dem Moment sehr klein, süß und schützenswert wirken. Er kniete sich aufs Bett und legte die Hände auf die Knie, um möglichst wenig Platz einzunehmen, möglichst nett zu wirken und vor allem keine Aggressionen auslösen zu können.

Ich war so fasziniert von der E-Mail des Autors, dass ich gar nicht wahrnahm, dass Samiel drauf und dran war, wieder aus meinem Zimmer zu verschwinden. Auch, dass er meinte, er wolle nichts weiter drang mehr oder weniger schwach in mein Bewusstsein. Erst als er mir, schüchtern und unschuldig wie er war, gestand, dass er mich mochte. Ich wand mich sofort an ihn und lächelte ihn fröhlich an. Ich mag dich auch, kommentierte ich monoton und schüttelte dann den Kopf. Du willst schon gehen? Schade.. Ich hatte gedacht, dir erzählen zu können, was mich eben so aufheiterte. Naja dann - bis in einer halben Stunde Das Lied, welches er da summte, war mir nicht bekannt. Und somit war das Thema für mich beendet. Wenn er gehen wollte, dann sollte er es auch tun. Mir sollte es gleich sein.

Samiel überlegte einen Moment. Dann sagte er mit schüchterner, leiser Stimme: Nein, nichts weiter, danke... und er erhob sich vorsichtig. Er ging möglichst weit vom Elf entfernt zur Tür. Er zögerte, ehe er die Hand auf die Klinke legte. Ich mag dich... flüsterte er, drückte die Klinke hinunter und zog die Tür auf. Noch ging er nicht hindurch. Er summte, unbewusst, wie immer, ein Lied von Eduard Mörike, seine berühmte Ballade "Elfenlied".

Ich war etwas verwirrt - natürlich war mir nicht ein einziges Gefühl anzusehen. Warum verhielt er sich so derart unterwürfig? Und ich bemerkte seine schnelle Atmung und dank meiner elfischen Ohren war sein Herzschlag auch nicht unüberhörbar. Selbst ein Mensch hätte ihn vernehmen können. Nein, ein Mensch kann gar nichts. Ich seufzte innerlich und bemerkte, dass er sich in die hinterste Ecke verkrochen hatte. Was machte ihm nur solche Angst? Mein neuer Laptop konnte es nicht sein, ich hatte mir einen wirklich schönen ausgesucht. Ich grinste leicht und bemerkte dann die genannte Geste. Ich sollte mich auf mein Bett setzen? Ich bevorzugte es, meinem Gesprächspartner direkt in die Augen zu blicken und das ging vom Bett aus ziemlich schlecht. Also blieb ich ungerührt sitzen. Ist noch irgendetwas?, fragte ich barsch. Mal wieder.. barscher als ich wollte. Meine Zeit wurde langsam knapp... Da hörte ich ein kurzes Aufpiepen. Ich hatte soeben eine E-Mail bekommen. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ein grossartiges Lächeln zauberte sich auf meine Lippen. Ich wand mich meinem Computer zu und öffnete die E-Mail. Der Autor hatte mir zurückgeschrieben. Eine Zeile stach mir besonders ins Auge. "Wenn du möchtest, können wir uns ein Mal treffen. Du wohnst in Quartos? Schreib mir doch, wann du Zeit hast" Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Samiel wurde NOCH blasser, als der Elf ihn auf die Alte Sprache ansprach. Er versuchte gar nicht erst, sich rauszureden, sondern entschuldigte sich direkt, wie immer kleinmütig und unterwürfig. Ihm war die Sache grade ziemlich peinlich. Auf den Unterricht ging er schon gar nicht mehr ein, er versuchte nur noch, seinen Puls und seine Atmung zu regulieren. Das Zimmer kam ihm, mit der mächtigen Präsenz des hübschen Elfen, bedrückend klein vor, und er zog sich in den hintersten Winkel des Bettes zurück. Er achtete nicht auf seine Hände, und seine Linke rutschte auf das Bett, in eben der Geste, mit der man eine Person fordert, sich ebenfalls zu setzen.

Als ich seinen Dank vernahm, ging es mir gleich viel besser. Ich hatte gehofft, dass er es mir nicht übel nehmen würde, dass ich ihn so angefahren war. Ich bemerkte gar nicht, dass er diesen Dank in Elfisch ausgesprochen hatte, bis mir bewusst wurde, dass er selbst keiner war. Du sprichst die Alte Sprache?, fragte ich verblüfft und liess mich auf meinem Bürostuhl nieder. Dann hakte Samiel noch ein mal nach, ob man wirklich nichts weiter mitbringen sollte. Ich machte ihm also erneut klar, dass ich der Auffassung war, dass ein Block mit Schreibpapier und ein paar Schreibstifte reichen sollten. Alles weitere würden wir vermutlich vom zuständigen Lehrer erhalten. Hoffte ich zumindest. Wir würden es in einer halben Stunde so oder so erfahren, daher machte ich mir diesbezüglich keinen Kopf mehr.

Samiel bedankte sich, auf Grund seiner sehr verwirrten Verfassung und dank der Tatsache, dass er an diesem Morgen 6 Seiten in dieser Sprache vergfasst hatte, mit den Worten "mae govannen", eben der Aussage, die in den älteren Dialekten unter Elben und Elfen als höflicher Dank und Grußwort galt. Er blickte nervös zwischen seiner Hand, deren Verletzung er inzwischen bemerkt hatte, und dem blütenweißen Bett hin und her, ehe er sich vorsichtig setzte und die Hand in den Schoß legte, bis die Wunde verheilt war. N-nichts weiter? fragte er unsicher nach, aus Angst, einfach nur schweigend dazusitzen. //Sein Bett ist ja viel bequemer als meins...//

Anfangs hätte ich ihn wirklich am Liebsten angesprungen, hätte ihm den Schädel vom Hals gerissen und ihm gezeigt, dass jede Manipulation nichts gegen Isilên's Wut helfen würde. Aber ich entschloss mich anders, als ich seine unschuldigen Beteuerungen vernahm und sein panischen Blick erhaschen konnte. Es tat mir sogar leid, dass ich ihn ohne Vorwarnung so angemotzt hatte. Dann beobachtete ich mit Entsetzen, was er sich da selbst antat. Doch statt irgendein Wort darüber zu verlieren bat ich ihn höflich hinein. Ich wollte nicht noch mehr Schaden anrichten, und wenn er sich vor mir umbringen würde.. ich weiss nicht, ob das meinem seelischen Wohl wirklich helfen würde. Bitte, setz dich doch, murmelte ich, noch immer war diese eiskalte Fassade auf meinem Gesicht wie angeklebt, und deutete auf das Bett. Ich denke wir werden lediglich ein paar Blätter und Schreibutensilien benötigen.., erklärte ich monoton und funkelte ihn mit meinen grünbraunen Augen an.

cf:Samiels Zimmer

Mit einem Ruck sprang die Tür vor Samiel auf und das Gesicht des Elfen erschien, und er fuhr ihn genervt an. Entsetzt stolperte Samiel einen Schritt zurück, prallte gegen die Wand und zertrümmerte ein Bild. Samiel wurde noch kreideblasser als zuvor und seine Hände zitterten, er atmete unregelmäßig, ehe er sprechen konnte. Tut.... mir leid, ich w-wollte nicht stören! versicherte er flehentlich, als hielte der Elf ihm ein Messer an die Kehle. Es sah so aus, als würde er gleich vor Panik zu weinen beginnen. Um sich zu beruhigen, pflückte er eine Scherbe des Bilderrahmens von seiner Schulter. Unbewusst zerdrückte er sie in der Faust, und Blut quoll aus seiner Hand. I-ich w-wollte nur f-fragen... setzte er an, atmete tief durch. Fragen, was wir für den Unterricht benötigen... murmelte er zu Ende und starrte auf den Boden. D-darf ich r-reinkommen? fügte er zaghaft hinzu.

So. Da war sie fertig. Diese lange E-Mail an den Autor, in der ich sowohl mein deutliches Entzücken über sein Buch kundtat, als ihn auch fragte, woher er dieses Wissen wohl erhalten habe. Am Ende hatte ich sogar die Frage nach dem Sternentor beigefügt, obwohl ich mir eine ganze Zeit nicht sicher war, ob das wirklich eine gute Idee sei. Ich seufzte innerlich und schickte sie schweren Herzens auf den Weg. Als mein E-Mail-Anbieter dann vermittelte, dass sie angekommen sei, viel mir ein Stein vom Herzen. Nein, ein Fels, ein grosser, scharfkantiger Fels. Ich hoffte, dass der Autor diese E-Mail überhaupt je in Augenschein nahm, geschweige denn sie jemals lesen würde. Immerhin war sie länger als so einige Kapitel seines Buches. Während ich so nachdachte verlor ich mich wieder in meinen Tagträumen. Bis mich ein zaghaftes Klopfen aus eben diesen Riss. Ich verdrehte missmutig die Augen. Wir hatten noch eine halbe Stunde bis Schulbeginn und irgendwer wagte es, hier einfach zu klopfen. Ich erhob mich von meinem Bürostuhl und schritt zu Tür. Mit einem leichten Windstoss riss ich sie auf und war erstaunt, wen ich dort vorfand. Hallo Samiel.. Was willst du denn hier?, fragte ich leicht genervt, immer noch schwer getroffen durch die Tatsache, dass er mich vor wenigen Minuten noch unter Kontrolle hatte.

come from: Bibliothek der Akademie

Ich öffnete die Tür mit Hilfe des Schlüssels, wobei ich jedoch so aufgeregt war, dass ich mehrere Anläufe nehmen musste. Dass ich die ganze Zeit über meine perfekte Fassade verloren hatte, störte mich keines Falles. Mein ganzes Gehirn arbeitete nur auf den Autor des Buches hin - und auf das Erreichen des Sternentores. Ich stolperte daraufhin in mein Zimmer, nahm den Laptop aus der Tüte, entkleidete ihn aus seiner Verpackung und schloss in an das Stromnetz an. Und startete. Und wartete. Und bekam während dem Warten fast einen Herzinfarkt vor Wut. Schliesslich hatte er sich selbst gestartet, der Internetbrowser war ebenfalls betriebsbereit. Also öffnete ich eine bekannte Suchmaschine und tippte den Namen des Autors in das vorgegebene Feld. "Bernd Meier" - Google führte mich schliesslich auf seine Homepage, welche mich wiederum auf seine E-Mail-Adresse stossen liess und ich dann begann eine ellenlange Mail an ihn zu verfassen. Konzentriert in meine Arbeit bemerkte ich gar nicht, dass du Uhr drauf und dran war, halb Neun zu schlagen.

Nachdem ich einige Minuten in meinem Bett lag, die Wand angestarrt hatte und die leichten Strahlen der Sonne auf meiner Haut genossen hatte, entschloss ich mich schliesslich, einen Abstecher in die grosse Bibliothek zu unternehmen. Ich meine, wer würde nicht einmal die Bücher der Dragon-Age-Akademie in der Hand halten wollen? Ich sah mich noch einmal um, ging aus dem Zimmer hinaus und schloss feinsäuberlich ab. Ab in die Bibliothek.

to be continued: Die Bibliothek der Akademie.