Musik-Koje Nr. 1

Es ist noch eine Stunde bis Sonnenaufgang... du solltest jetzt schlafen gehen. meinte Samiel schüchtern. Einen Moment sah es aus, als wolle er dem Dämon noch einen Kuss geben, doch er zögerte und entschied sich dagegen. Er erhob sich rasch, schloss den Deckel des Klaviers und verließ den Raum. Guten Tag sagte er noch, dann verschwand er durch die Tür und ließ den Dämon allein zurück.

tbc: Samiels Zimmer

Iratus hätte gerne noch weitere Fragen gestellt, doch er bemerkte, dass derlei Fragen dann wahrscheinlich doch zu Privat gewesen wären. Der schwarzhaarige war enttäuscht, als Samiel von ihm abrückte, doch er ließ es sich nicht anmerken.
"Ich hoffe, dass du die Wünsche deiner Mutter erfüllen kannst... Damit du dir deine eigenen erfüllen kannst. Ich finde es schön, zu sehen, wie du zuerst anderen helfen möchtest anstelle dir... solche Menschen sind selten, lasse diese fähigkeit am besten niemals fallen..."

Mit einem leisen Seufzen löste sich der Todesengel vom Dämon, nicht ohne noch einmal einen tiefen Zug vom Geruch seiner frisch gewaschenen Haut einzuatmen. Da hast du wohl recht... dann werde ich weiter für meine Mutter beten.... sie hatte Angst vor der Hölle... und da ist sie sicher hingekommen... er schauderte. Massenmörderin... die sie war. doch in seiner Stimme lag weder Abscheu noch Verachtung, nur die kindliche Liebe eines Jungen zu seiner unangreifbaren Mutter, der höchsten Instanz in seiner Rangkette.

Iratus dachte einige Minuten über Samiels Worte nach, ehe er antwortet: "Ich werde dorthingehen müssen, wohin ich gehöre, ich kann nicht in den Himmel wenn dort der Platz eigentlich für jemand anderen Bestimmt war... Und hast du jemals einen Dämon im Himmel gesehen? Ich denke nicht, das es so kommen wird, aber ich danke dir für diese tröstenden Worte... Bavor ich Rache schmiedete war ich selbst ein Engel..."
Immer wieder rutschten Iratus Bruchstücke aus seiner Vergangenheit heraus, dabei wusste er genau, dass Samiel dies wahrscheinlich nciht gut heißen würde. Der Dämon schmiegte seine Wange an der des Engels.

Samiel weinte noch ziemlich lange, ehe der aufgestaute Kummer eines halben Jahrzehnts raus war, dann war er müde. Sehr müde sogar, so müde, dass meine Posts klingen wie aus einem Kinderbuch. Danke... murmelte er schüchtern und umklammerte den Dämon weiterhin. Du bist so lieb... ich werde für deine Erlösung beten... damit du auch in den Himmel darfst... fügte er leise hinzu, wohlwissend, dass das dem Dämon vermutlich nichts bedeuten würde.

Iratus ließ es geschehen. Wenn es dem "kleinem, verwirrtem Jungen" half, so dachte er, warum dann nicht?
Außerdem brauchte auch er diese Nähe, sei er Dämon oder nicht, aber das hatte ihm gefehlt.
Der 19-Jährige spürte die Feuchtigkeit an seiner Schulter und zog ein schwarzes Taschentuch mit dem Wappen seiner Familie aus der Hosentasche und wischte dem Jungen vorsichtig und sanft die Tränen vom Gesicht.

Lange nicht gefühlt? den Kuss eines verwirrten kleinen Jungen? ich meine, du siehst viel älter aus als ich... Die Tragweite seiner Handlung wurde dem Engel bewusst. Was ich getan hab, ist nicht zu entschuldigen... er blickte zu Boden. Nun habe ich mich selbst und den Herrn enttäuscht. Mit einem Seufzer ließ er sich auf die Klavierbank sinken, er streckte aber noch die Hand aus, zog Iratus zu sich herunter und lehnte den Kopf an die Schulter des Dämons. Weitere Tränen flossen aus seinen Augen auf den nackten Oberkörper des anderen.

Erst nach einer Weile, als Iratus darüber nachgedacht hatte, was er sagen sollte, machte er den Mund auf:
"Nein... es war nicht schlimm..." Iratus geriet ins stocken und wurde rot als er vollgendes aussprach:
"Irgendwie war es... schön... ich habe sowas... lange nicht mehr gespürt..."
Im geheimen dachte er: "Wie lange ist es her... 9 Jahre, 10 Jahre oder doch länger... eine Ewigkeit"

Das tut mir Leid ich wollte nicht ich... Samiel gab es auf. Es hat mich einfach überkommen... er blickte den Dämon ängstlich an, aber der schien auch nicht aktiver zu sein. Leb...lebst du noch? ich wollte dich nicht anschwulen oder so... Samiel erinnerte sich noch an die Reaktion des Dämons in der Dusche, als der Engel mit dem Elf geredet hatte, und darum ging er davon aus, dass ihm diese Art von Kontakt mit Männern nicht gefiel.

Iratus war während diesen Zärtlichkeiten erstarrt, das war das Letzte womit er gerechnet hatte, vorallem nach den ganzen Vorwürfen, die Samiel ihm dargeboten hatte.
Iratus wehrte sich nicht gegen die Umarmung oder gegen den Kuss. Er wusste nicht weshalb, jedoch hatte er all die Jahre nach dem er seine Rache vollstreckt hatte, diese Art von Nähe vermisst.
Als Samiel aufgehört hatte und stotterte schaute Iratus einfach nur zu Boden und wurde rot.

Plötzlich machte Samiel einen Satz und nahm Iratus in den Arm. Diese Umarmung fühlte sich für ihn seltsam an, gewissermaßen begehrte er diese Nähe, andererseits fürchtete er sie. Er roch das Salz an Iratus Wangen, von einem Instinkt getrieben küsste er ihn auf die Wange, und schmeckte das Salz. Eine halbe Sekunde später wurde ihm klar, was er tat, und er wich zurück. Oh mein Gott, das... ich... tut mir... ich... wollte nicht... sorry...! stammelte er nervös und machte sich fluchbereit.

Als Iratus sich die Tränen weggewischt hatte und erhoffte, dass man nciht sah, dass er geweint hatte, drehte er sich zu Samiel um. Erschrocken sagte er:
"Sie wollen dein herz essen?... Na dann bin ich froh, dass ich mit sowas keine Probleme habe... Und übrigens... denkst du im ernst... weil ich ein Dämon bin, kann ich damit Leben? Hätest du wohl gerne, ich leide darunter wie jedes andere Lebewesen auch. Wer gesteht sich jedoch selbst gerne ein, dass er sein ganzes familienleben selbst zerstört hat? Es dauert eine Weile, aber wenn es dann soweit ist, fühlst du immer wieder wie sich dieses Stechen in die Brust kämpft und du dich fühls, als könntest du nciht mehr schlucken... Immer dann wenn du dich erinnerst..."

Wie kannst du dich anmaßen, Geschöpfe des Herrn zu vernichten, und es auf diese Weise zu rechtfertigen? Das ist Frevelei! meinte er empört, dann atmete er tief durch. Vermutlich interessiert dich das nicht...ich könnte mit diesem Gefühl nicht leben. Er schob eine Hand in seine Tasche und berührte die Bibel. Ich will wieder in den Himmel... ich habe auch viele getötet, deswegen wurde ich verstoßen... und so bin ich dann hier gelandet. In der Heimat wartet ein Haufen Geld, und ein paar Mönche, die mein Herz essen wollen. Also bleib ich hier, bis das Alter sie weggerafft hat, oder bis hier eine Bankfiliale eröffnet wird.

Die Selbstsicherheit von Iratus knickte bei diesen Worten vollends ein und er ließ den Kopf hängen. Er wagte kein Wort zu sprechen, nur ein Gedanke erfasste ihn: "Wenigstens weint er nicht mehr."
Dann nuschelte der doch sonst so arrogante, selbstsichere und kühle Iratus fast schon kleinlaut:
"Sie hatten es verdient..."
Ein Stich in seiner Brust ließ das Eis aus seinen Augen schmelzen und er kehrte Samiel den Rücken zu, damit er dies nicht sah. Iratus hatten seine Eltern viel Bedeutet, zu viel könnte man schon meinen und er begann zu bereuen, das er den Willen hatte sich an seinem Burder zu Rächen. Doch nun war es zu spät...

Engel... wie kann ein Dämon von zwei Engeln abstammen? das ginge nur, wenn du gegen einige Verbote verstößt, also z.b. Vater und Mutter nicht ehrst und pflegst, oder jemanden tötest. Tust du sowas mutwillig? fragte Samiel mitmal wütend, vor ihm stand ein leibhaftiger Sünder. Seine eigene Sorge interessierte ihn nicht mehr, die Tränen waren vergessen, hier galt es, Gottes Werk zu verrichten. Er stand langsam auf und entfernte sich einen Schritt von dem Dämon.

Iratus war sehr erstaunt darüber, wie Gegnsätzlich sie sich waren, nciht nur, dass sie Engel und Dämon waren, nein Samiel liebte seine Mutter... vielleicht sogar seine ganze Familie. Iratus allerdings... hatte allen beiden das leben genommen, nach dem sie seines ins Chaos stürzen ließen.
"Meine Eltern waren beide Engel" ,rutschte es ihm heraus, daraufhin verstummte er aber sofort. Er woltle Samiel nicht unnötig Angst machen.
"Tut mir Leid... dass mit dem Krieg meine ich..." ,versuchte Iratus das Thema wieder auf die Linie von eben zu bringen, "Ich denke ich kann verstehen, weshalb du weinst."
Vorsichtig näherte sich Iratus Hand, der Schulter des Engels zu einer tröstenden Geste.

Der Engel betrachtete den Dämon eine Weile von unten herauf. Er wich nicht zurück, obwohl sie sehr dicht aneinander waren. In seinem Blick spiegelte sich der jahrtausendealte Kampf zwischen Himmel und Hölle. Ich bin auch ein Junge, der seine Mutter im Krieg verloren hat. war dann alles, was er dem Dämon anvertraute. Der Kern der Handlung, aber keine privaten Details. Sie hat mir das Leben geschenkt, mir alles gegeben, und ich konnte ihr nichts geben. Dann schwieg er, mit bebenden Schultern und ein paar weiteren Tränen, die das Klavier gefährdeten.

Iratus stellte sich an die Seite des Engels. Er hatte Angst diesem könne irgednetwas passieren, denn er konnte nicht auf eigenen beinen stehen, und dies war zu beiden seiten wahrscheinlich richtig gedeutet. Samiel tat Iratus Leid, der Dämon wusste nciht genau weswegen, aber irgendwie hatte sein Herz ihn auf die Liste der "Hilfsbedürftigen" gesetzt. Da stellte sich Iratus selbst eine Frage in Gedanken: Dämonen hatten doch kein Herz... oder?
"Erinnerungen" ,sprach Iratus leise und monoton zu Samiel. Die Augen des Dämons waren weit in die Ferne gerichtet, "Von denen habe ich auch welche... aber du scheinst nicht mit ihnen klar zu kommen. Ich weiß nciht... würdest du sie mir anvertrauen?"
Einen Dämon etwas anzuvertrauen... wer würde das schon machen... Iratus stellte sich schon immer mit dem Schlimmsten auf eine Schiene, auch wenn dies nicht zu stimmen vermochte.

Schon okay... murmelte der Engel, ehe er sich noch mal die Tränen wegwischte. Was er noch den ganzen restlichen Tag würde tun können. Ich bin nur... Erinnerungen... er schluchzte. Ich hab so lange nicht mehr sowas gefühlt... und... ich will... er schluchzte erneut. Ich bin so schwach... Der Engel schwankte ein wenig, und er stützte sich grade so am Flügel ab.

Iratus bemerkte, die Anspielung auf seinen Namen sofort, reagierte jedoch nicht darauf.
"Warum sollte ich es nicht gesehen haben? Schwäche ist doch nicht weiter schlimm... Verzeih, das ich dich allerdings in diesem Moment gestört habe, ich denke das sollte nicht gesehen werden?"
Der 19-Jährige bemerkte das Zittern der schmächlichen Gestalt welche an dem dagegen so groß wirkendem Klavier saß sofort, auch seine Tränen blieben Iratus nicht außer acht..
"Nun... dir scheint es aber nicht gut zu gehen, darf ich fragen warum? Nur wenn es recht ist.. meine ich."
Zuhause hatte Iratus Anstand und Vernungt eingetrichtert bekommen... allerdings wurde ihm diese Zuhause nie entgegen gebracht... damals... Er wollte anders sein, als seine Eltern, also verhielt er sich auch anders.
Iratus schüttelte den Gedanken eilig ab, er wolte nicht weiter daran erinnert werden.

Samiel wischte sich ein paar Tränen aus den Augen, ehe er den Dämon ansah. Ich würde sagen, das hier hast du nicht gesehn. Freut mich ebenso, Iratus. Zorn, du wirkst aber nicht sehr zornig. Was machst du hier überhaupt? Hab ich dich geweckt? DAs tut mir Leid... ihm rollten noch ein paar schmale Tränen aus dem Auge, und er schluckte schwer. In diesem Moment wünschte er sich ein wenig Nähe, aber der Dämon würde sie ihm sicher nicht geben. Darum wischte er sich erneut die AUgen und versuchte, das Zittern seiner Schultern zu verbergen.

Iratus wartete noch einen Moment, er hatte bemerkt, dass sich die Stimmung im Raum verändert hatte. Der junge Dämon war überfordert mit der Situation und wusste nicht recht, ob er nun zu ihm gehen sollte, da er ja doch relativ Kühl im Baderaum gewesen war, oder doch hier stehen bleiben soltle. Letzteres aber fand er doch zu unverschämt, also entschied er sich für einen Mittelweg. Er blieb an Ort und Stelle und fragte einfach, mit leiser Stimme, damit sich Samiel nicht zu sehr erschreckte: "Alles in Ordnung?"
Doch Iratus kam sich zudem noch wie ein Schnüffler vor so fügte er hinzu:
"Du sagtest mir deinen namen, aber du gingst bevor ich dir meinen verraten konnte. Ich bin Iratus, freut mich dich kennen zu lernen."
Iratus hoffte, dass es nciht zu förmlich geklungen hatte und er nicht sofort abgewisen wurde, denn er bereute schon, dass er das Mädchen einfach stehen lassen hatte...

Samiel, der wirklich in seiner Musik aufging, schloss die Augen, merkte nichts von dem Dämon, der den Raum betrat. Seine behandschuhten Hände strichen über die Elfenbeintasten, es muss fantastisch ausgesehen, aber noch wundervoller geklungen haben. Er spielte eine recht neue Melodie, erst etwa 80 Jahre, zumindest für seine Verhältnisse jung. Irgendwann begann er, mit leiser, zarter Stimme zu singen, und der Text erzählte eine rührende Geschichte von einem Jungen, dessen Mutter im Krieg gefallen war. Niemand, der das Lied hörte, konnte bezweifeln, dass es dem Pianisten nahe ging, denn unter seinen geschlossenen Lidern drangen Tränen hervor, und seine Finger drohten, auf den benetzten Tasten auszurutschen. Aber er spielte weiter und weiter, bis das Lied mit einem g-dur Dreiklang in der 3. Umkehrung endete und er die Augen langsam öffnete und mutlos auf das Klavier blickte, nach wie vor nicht in Kenntnis über die Anwesenheit einer Person.

Cf: Iratus Pravus Zimmer

Der junge Dämon hatte sein Ziel erreicht. Den Ursprung all der Klänge, welche ihn aus dem Schlaf geholt und hierhergeführt hatten. Er gähnte noch einmal, bevor er den Musikraum betrat und dann dort endgültig wach wurde.
Iratus sah, wie Samiel an einem Klavier diese Melodie spielte. Der junge schien ganz in der Musik aufzugehen, so schien es dem 19-Jährigen. Er schien ganz anders zu sein, als im Gemeinschatftsbadezimmer. Iratus schwieg und hörte nur zu, denn er wusste, das künstler es nciht gerne hatten, wenn sie gestört wurden, so war es auch immer gewesen, wenn er seine Gedichter schrieb.

cf: gemeinschaftsbad der Jungen

Samiel betrat den stillen Raum durch die Tür, die ihm der pädophile Lehrer gezeigt hatte. Er schloss sie nachlässig, und er merkte nicht, dass sie wieder aufging, als er sich ans Klavier setzte und die süßlich-sanften Töne durch den Raum klingen ließ. Er spielte wieder irgendetwas, das ihm grade so durch den Kopf ging, nicht einmal mehr eine bekannte Melodie, sondern etwas, das seine Mutter aus Langeweile gesummt hatte. Doch, es war eine Melodie, aber er wusste nicht, welches Lied, oder was für Lied überhaupt, und sicher gab es einen Text, seine Mutter war SÄngerin, nur wie ging der Text... er seufzte auf und spielte etwas anderes, den ersten Schultag sollte man nicht mit Trübsal beginnen.