Waldeingang

Samiel blickte den Vampir aufmerksam an. Der Vogel lag vor ihr auf dem Boden, unbestattet. Das mochte er nicht. Gleichzeitig ging von dem Vampir etwas böses aus... //Diese dreckige Ausstrahlung von schändlichem Abschaum....// fluchte er innerlich. Äußerlich setzte er ein schwaches Lächeln auf und murmelte eine schüchterne Begrüßung. Er deutete eine kleine Verbeugung an und starrte weiter auf den Vogel, der ungeweiht am Boden ruhte.

Say's Gesichtszüge verkrampften sich leicht, als ein Klicken und ein anschließender Knall durch die Wälder schallte und scheinbar ein paar Tiere gefordert hatte. Es wurde plötzlich still, nur die Atemzüge des Dämon's und ihrer Selbst waren zu vernehmen. Langsam öffnete Sayuri ihre Augen und blickte sich um - Nicht's. Dann schaute sie zu Boden und erblickte den zerfetzten Vogel vor ihren Füßen ausblutend am Boden liegen. Erschrocken taumelte sie rückwärts bis sie an Garandazan stieß und dreht sich entgeistert am. E-Entschuldigung!, sprach sie hektisch und wich zur Seite aus, wo sie dann aus dem Augenwinkel Samiel stehen sah. Ihre Miene wurde augenblicklich kalt und abweisend und sie starrte ihm aus hasserfüllten, blutrot aufblitzenden Augen entgegen.

Samiel hob die Leiche des Eichhörnchens vom Boden, schloss ihm die Lider und legte sie auf einem Baumstumpf ab. Dann hob er mit den Händen eine tiefe Grube aus und legte den toten Körper hinein. Wenn die Zeit gekommen ist, opfern wir das Silber an einer heiligen Stätte, dein Opfer soll nicht umsonst gewesen sein. Ruhe in Frieden bis zum Tag der Apokalypse! sagte er und weihte das Grab mit dem kleinen silbernen Kreuz. Dort, wo er es berührt hatte, waren seine Finger schwarz, wie verkohlt. Dann machte er sich auf die Suche nach dem Vogel, denn er wusste von der Kugel, dass sie noch mehr Leben gekostet hatte. Schon nach wenigen Schritten sah er Garandazan und den Vampir... unschlüssig blieb der Engel stehen.

Sayuri hatte die Frage besser aufgenommen als ich erwartet hatte... zumindest äußerlich, wie es in ihrem innern aussah, konnte ich schlecht beurteilen...
"Und..Weißt du, wie alt du bist?..", fragte sie mich dann, und ließ schmerzende erinnerungen aufsteigen... es gescah mir recht, nach meinem unbedachtem handeln vorhin... "nicht genau...", sagte ich... es entsprach der Wahrheit... je weiter ich in die Vergangenheit blickte, desto... verschwommener wurden meine erinnerungen... nur an ein paar wenigen Ereignissen, konnte ich mein Alter grob festmachen...
"... aber 1200 Jahre sollten recht nah an der Realität liegen...", führte ich gerade meinen Satz fort, als ich plötzlich ein leises Klicken, und dann einen Knall hörte, wie er bei Schusswaffen üblich war...
Ich wirbelte herum, und erstarrte, als ich sah, wie vor Sayuri ein toter Vogel zu Boden fiel... mit zerfetztem Kopf...

cf: Samiels Zimmer

Am Waldeingang lud Samiel seine Muskete nach, was mit 2 lauten Klicks durch den Wald scholl. Ein weiteres metallisches Geräusch erklang, als die kleine Kugel, die er in der Hosentasche trug, durch das schmale Rohr auf den Abzug fiel. Er suchte ein Ziel, und sah ein Eichhörnchen durch die Bäume huschen. Als der Knall ertönte, blieb das Tier unter Schock stehen, obwohl es gar nicht so laut war, und die Kugel traf es in der Brust. Sie flog weiter in den Wald hinein, über Sayuri (wovon Samiel nichts wusste) durchschlug sie den Kopf eines Vogels, der gar nichts gespürt hatte und sofort tot war. Die Leiche landete bluttriefend vor dem Vampir auf dem Boden.
Die Kugel unterdessen kehrte zu Samiel zurück, und er pflückte sie gemütlich mit 2 Fingern aus der Luft.

Garandazan schien es genauso bezaubernd wie sie selbst zu finden, was sie innerlich etwas beruhigte. Sie hielt ihre Augen geschlossen, lauschte und sog die wunderschöne Luft ein, welche sowohl nach vielen, vielen Pflanzen, als auch nach Beeren und Obst roch. //Wenigstens ein paar Vorteile hatte das Dasein als Vampir..Ich kann Dinge aus großer Entfernung hören..Ich kann mehr Gerüche wahrnehmen..Ich sterbe nicht bei einem Sturz, welcher einen Menschen sofort töten würde..//, dachte sie sich traurig, ließ sich jedoch nicht's anmerken. Da fragte der Halb-Dämon, welchen sie schon fast vergessen hatte, wie als sie eigentlich sei. Trotz dieser Frage, die eindeutig abermals ihr schäbiges Vampirdasein ansprach, blieb Say ruhig - Zumindest äußerlich. Ich..Weiß es nicht..Ich kann mich nicht an den Moment erinnern, bei dem ich zum Vampir wurde..Weder an die Zeit, noch an die Umstände.., antwortete Say mit zittriger Stimme, ohne ihren Gesprächspartner anzuschauen. Viel lieber hielt sie ihre Augen geschlossen und tat das, was sie vorher auch schon tat, um ihrer Selbst zu beruhigen..
Und..Weißt du, wie alt du bist?.., fragte Sayuri, um schnell von sich selbst abzulenken..

"ja wundervoll", dachte ich... oder sagte ich es?... ich hatte es nicht so recht mitbekommen, war zu abwesend gewesen... und bemerkte nun, da ich mir diese Fragen stellte erst, dass Sayuri angekommen war... ich hatte es tatsächlich geschafft sie innerhalb weniger sekunden zu vergessen...
Wie so oft zwang mich nun, da ich aus diesem fast schon hypnotischem Zustand "erlöst" worden war, eine Art Bewegungsdrang mich dazu, ein wenig zu laufen, wenn auch langsam... meine Gedanken schweiften durch die Jahrhunderte von Erinnerungen, über die Zukunft zur Gegenwart hin... an diesem Punkt wurde ich mir auch wieder der Stille bewusst die herrschte... nein, nicht wirkliche Stille, die Geräuche des Waldes waren allgegenwärtig, doch schien mir nun das Schweigen zwischen mir und Sayuri, welches ich vorher nicht einmal bewusst wahrgenommen hatte, erdrückend...
Ich überlegte, was ich sagen konnte... was ich wohl fragen konnte, was mich interessierte, was sie jedoch nicht an ihre vampirische Existenz erinnerte... "Wie alt bist du eigentlich?", versuchte ich eine wenig verfängliche Konversation aufzubauen, merkte dann aber, dass diese Frage sie an ihr Vampirdasein erinnern würde... Ihr äußerliches Alter war gut einzuschätzen, also war es offensichtlich, dass ich diese Frage letztlich stellte um zu wissen, wie lange sie schon damit leben musste... und ich hatte diese unterbewusste Intention erst jetzt, da die Frage schon ausgesprochen war bemerkt...

(so, bin erstmal off^^' Gute Nacht an alle die es lesen^^)

Sayuri kam ebenso wie Garandazan am Waldeingang an und bestaunte diesen wie auch so oft zuvor. Sie erkannte, trotz der blenden Sonne, die durch das Geäst schien, die einzelnen Konturen des Waldes und atmete tief durch. Die kühle, reine Briese war angenehm für ihre Lungen und die Sonne rief abermals dieses angenehme Kribbeln auf ihrer nur allzu blassen Haut hervor, doch sie hasste es nicht, wie so oft, sie genoss es regelrecht. Garandazan war jedoch schon etwas weiter in den Wald hinein gegangen und Say tat es ihm gleich. Selten findet man Jemanden, der so fühlt, wie man selbst, aber Sayuri schien diesen Jemand gefunden zu haben. Zumindest ein guter freund könnte er werden, ob es mehr wurde, wusste sie nicht. Sie trat hinter Garandazan hervor und betrachtete die blühende Umgebung, durch den Frühling beeinflusst. Wundervoll.., flüsterte die junge Vampirin hauchend und sie vergaß den Durst, der ihr Leben doch so lange reagiert hatte vollkommen..
Sayuri schloss ihre Augen und lauschte den Geräuschen des Waldes und dem Ruhigen Atem Garandazan's, seinem Herzschlag, welcher doch wie eine beruhigende Musik zu spielen schien, und sie lauschte den vielen, vielen Tieren des Waldes, die sich, unsichtbar für fremde Augen, jedoch sichtbar für offene Lauscher, um sie herum befanden und ihren Alltag durchlebten..

cf: flur des Wohntraktes

Als ich am Wald ankam, blieb ich erst einmal stehen und atmete wieder tief durch... Die kühle, sauber und reine Luft, schien wie heute zuvor schon, meinen Körper und meinen Geist zu reinigen, und ich genoss dieses Gefühl...
Ich wusste nicht genau, wie weit Sayuri hinter mir war... vielleicht nur ein paar schritte, vielleicht aber auch ein größeres Stück... allzu weit konnte es nicht sein, dann hätte sie mir wohl zugerufen, dass ich hätte warten sollen...
Ich hätte mich zwar umdrehen können, um zu sehen, wie weit sie noch entfernt war, doch war ich gerade zu sehr damit beschäftigt die Natur um mich her zu genießen...

//Na gut, ich geh dann wieder in die Akademie... was will der denn so früh in der Stadt? hat doch nichts offen, und in einer Stunde beginnt der Unterricht... seine Sorge.// Samiel blickte dem Elf hinterher, versuchte sich jede Bewegung zu merken. Dann ging er wieder in seinen Lieblingsraum. //Musik... hmm... nun, ich mag nur Klaviere// dachte er noch, ehe er den großen Musikraum betrat.

tbc: Musikkoje Nr.1

Abermals musste ich mich beherrschen. So sehr ich diesen Samiel mochte, ich musste mir zugestehen, dass er mich immer wieder aufregte. Ich beherrschte mich so gut ich konnte, ich knurrte fortan nicht mehr und mein Blick war ins Leere gewendet. Ich hab mein Leben im Wald verbracht, ich weiß, was man ihm zutrauen kann... Erschrocken blickte ich ihn an und vollkommen unbewusst wanderte mein Blick daraufhin zu den gefällten Giganten. Tatsächlich. Sie waren schon vorher tot gewesen. Und ich hatte mich wie der letzte Idiot aufgeführt. Wieder verfluchte ich mich innerlich. Dann tut es mir leid..., meinte ich ehrlich mit einem Zittern in der Stimme. Ich lächelte beschämt den Boden an, dann wandte ich mich um. Ich gehe in die Stadt..., murmelte ich leise und bewegte mich auf diese zu. Ich wollte mir noch einen neuen PC kaufen. Mein derzeitiger Laptop war ja wohl der absolute Horror.

tbc: Die Strassen von Quartos

Samiel wurde blass, als ihn der Elf anknurrte //Hilfe o.o// er blieb stehen und sah ihn erschrocken an. Ich... hab nur geübt... die Bäume waren schon tot, an ihrer Stelle können nun junge Bäume sprießen.... Samiels Angst wurde größer, er wollte am liebsten wegrennen, aber er traute sich nicht... stattdessen dachte er kurz nach und meinte Ich hab mein Leben im Wald verbracht, ich weiß, was man ihm zutrauen kann... dann sah er den Elf flehentlich an, die Muskete in seiner Hand hatte er ganz vergessen.

Ich befand mich bereits auf dem Heimweg, hatte den moorigen Boden schon hinter mir gelassen, als Samiel's Stimme wieder ertönte. 'Na ganz toll', seufzte ich. Hey, bleib doch hier, ich wollte dich nicht erschrecken... Hübsch, nicht? Es schüttelte mich. Ja, er hatte mich verschreckt. Und zwar masslos. Ähm... Mehr schaffte ich nicht, aus meinem Munde zu würgen. Ich begutachtete die gefällten Bäume. 'Was für eine unglaubliche Zerstörung', dachte ich und mir zerriss es innerlich das Herz. Ich liebte Bäume, ich liebte die Natur; wie konnte dieser Engel nur? Das konnte ich aber schon mal besser... Besser?, fauchte ich und schluckte eine gewaltige Menge Wut ins Bodenlose hinunter. Warum tust du das? Ein Knurren entwich mir.

Hey, bleib doch hier, ich wollte dich nicht erschrecken... murmelte der Engel unterwürfig und entschuldigend. Die Kugel flog zielsicher in seine Hand, er fing sie auf und steckte sie wieder in die Muskete. Hübsch, nicht? Samiel ging ein paar Schritte näher zum Elf, aber nicht allzu nah. Seine Abscheu vor Körperkontakt hatte sich wieder aufgebaut, das mit dem Dämon war nur ein Ausrutscher. Langsam drehte Samiel sich um und betrachtete die gefällten Bäume. Das konnte ich aber schon mal besser...

Ich wartete einen Augenblick auf die Reaktion des gefallenen Engels. Von da an ging alles sehr schnell. Plötzlich drehte er sich um und mit ihm flog ein kleines, im ersten Moment Undefinierbares, Objekt auf mich zu und verharrte vor mir; vermutlich weil der Engel HALT! Bei den Pforten der Hölle! geschrieen hatte. Ich registrierte dann, dass es sich um eine Kugel handelte, die mich binnen Sekunden hätte töten können. Dann, so urplötzlich diese Kugel gekommen war, umkreiste sie mich auch noch und erzeugte bläuliche Funken um mich herum. Und zu allem Übel obendrauf schoss sie auch noch in einen Baum hinein der kurz darauf zu Boden ging. Mich hatte noch nichts so sehr schockiert. Ausser der erste Kontakt mit der Menschenwelt. Ich war sichtlich bemüht meine Fassung zu wahren. Es gelang mir nicht. Leichenblass stand ich wie angewurzelt vor dem gefallenen Engel und stotterte irgendetwas vor mich hin. Kann ich dir irgendwas gutes tun? Ich schüttelte ebenso geistesabwesend den Kopf und wandte mich um, zum Gehen bereit. Ich hatte mich noch nie so peinlich vor jemandem aufgeführt. Ich musste weg. Und zwar ganz schnell. Ausserdem waren meine Füsse nass.

Samiel drehte sich zu der Stimme um, die Kugel folgte seinem Blick und raste auf das Gesicht des Elfen zu. HALT! Bei den Pforten der Hölle! schrie der Engel und die Kugel blieb eine handbreit vor der Nase des Anderen in der Luft hängen. Puh... erschreck mich nicht... seufzte Samiel. Er schnippte einmal mit den Fingern und bewegte die rechte Hand ein wenig, woraufhin die Kugel zu tanzen begann und den Elf in einen Kranz aus blauen Funken hüllte. Kann ich dir irgendwas gutes tun? fragte Samiel geistesabwesend. Die Kugel raste davon, in einen Baum hinein, und ein paar Sekunden stürzte ein zweiter der Giganten um.

come from: Das Foyer der Akademie

Ich schritt den Weg entlang bis der modrige Boden meine Schuhe benetzte und sich bis zu meinen Füssen durchschlich. Die würde ich später waschen müssen. Ich seufzte; abermals. Irgendwann begann sich meine Fassade aufzulösen, mein Gesicht wurde rosig, meine Augen glänzten und auf meinen Lippen lag ein ehrliches, trauriges Lächeln. Mir war zum Weinen zu Mute. Der Wald, der Geruch.. Das alles erinnerte mich an Faen mîr. Und meine Familie. Und meinen Liebsten. Erste Tränen rannen mir die Wange hinab als plötzlich ein Schuss ertönte und mich gewaltsam in die Realität zurückbeförderte. Ich zuckte in mich zusammen, wischte mir rasch über das Gesicht und baute mir meine Fassade aus den Trümmern meiner Selbst zusammen. Dann ging ich aufrechten Ganges auf die Quelle des Schusses zu. Und wer hätte es gedacht.. Der gefallene Engel experimentierte also mit einer Muskete herum; vermutlich zum ersten mal. Hallo?, rief ich Samiel zögerlich zu; meine Stimme quietschte. Ich verfluchte mich innerlich für meinen Weinanfall.

Samiel betrat den Wald und sah sich um. Wie zuhause. Es war still und dunkel, er konnte förmlich die Schritte seiner Mutter hören, das leise Rascheln des Laubes unter ihren Schritten, und natürlich ihre sanfte Stimme, die blutige Lieder trällerte, als ginge es nur um Liebe oder Blumen. Er klopfte die Muskete ab, alles saß bestens. Er lud eine Kugel, zielte in den Himmel und drückte ab. Mit einem blauen Schweif raste das metallene Objekt gen Himmel und zerfetzte einige Äste und Blätter. Als sie wieder fiel, fing er die Kugel mit Gedankenkraft und ließ sie ein paar mal gegen einen Baum rasen, sie durchschlug das weiche Holz etliche Male, bis der Gigant mit einem berstenden Knacken entzwei brach und zu Boden stürzte. Mein Sohn, nur Mut! summte Samiel leise, das hatte seine Mutter oft gesungen.